Die Menschen stecken fest in einer Struktur, die sich durch Wiederholung selbst erhält. Das System gibt Sicherheit, bedeutet aber auch Unfreiheit. Doch wie fähig und wie gewillt sind wir überhaupt, in unserer Welt etwas zu verändern? Elfriede Jelineks Gottheiten über uns – die Sonne und die Luft – stellen die Frage nach der menschlichen Schuld neu. Ressourcenknappheit und Klimawandel führen zu einer Absage an das Menschliche: Die Natur kommt zu Wort. Gleichzeitig ist sie bereits in Zerstörung begriffen. Was wird passieren, wenn es die Umwelt, so wie wir sie kennen, nur noch als Erinnerung gibt? Und wo überhaupt befinden wir uns dann? Denn wenn die Welt untergeht, sind doch auch wir untergegangen. Oder nicht?

Für die Inszenierung hat Andrea Vilter eine ungewöhnliche Wahl getroffen. Mit Emre Akal und seinem künstlerischen Team, Mehmet & Kazim, das ursprünglich aus der Graffitiszene kommt, sucht sie einen neuartigen Umgang mit der Sprache von Elfriede Jelinek.

„Mit ihrer starken literarischen Stimme, die sowohl künstlerisch überzeugend als politisch hellsichtig ist, hat Elfriede Jelinek einen festen Platz in der Geschichte des steirischen herbst: Man denke nur an die Urraufführung von Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte 1979, die Olga-Neuwirth-Oper Lost Highway, für die Jelinek 2003 das Libretto schrieb, oder an das Film- und Performance-Projekt Die Kinder der Toten 2017. Ich freue mich außerordentlich über die Kooperation mit dem Schauspielhaus Graz für die österreichische Erstaufführung von Sonne/Luft und bin sicher, dass in den nächsten Jahren noch weitere starke Projekte vom Schauspielhaus Graz im steirischen herbst folgen.“
Ekaterina Degot, Intendantin und Chefkuratorin steirischer herbst